Unter dem generellen Titel KRISE werden Vorträge in Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Fremdsprachendidaktik und Translatologie erwartet, die sich inhaltlich mit dem breiten Diskurs der Krise gesundheitlicher, identitätsstiftender oder kultursoziologischer Art befassen. Im Folgenden finden Sie kurze inhaltliche Anregungen:
Die Bedrohung durch die Umwelt, Naturkatastrophen, Seuchen, Kriege, waren schon immer ein starker kulturbildender Faktor. Das moderne Erzählen z. B. hebt mit dem tiefgreifenden Erlebnis einer Epidemie an. Die Pest, die zwischen 1346 und 1353 in Europa wütete, tötete 25 Millionen Menschen, und stellte den Kontext her, in welchem sich die Novelle, mit ihrer Struktur der Rahmen- und Binnengeschichte, mit Giovanni di Boccaccio entwickeln konnte. Offenbar kann das als eine anthropologische Konstante verstanden werden, dass in Zeiten der großen Unsicherheit nach neuen sprachlichen Mustern, Ausdrucksformen, Erzählstrategien oder wissenschaftlichen Modellen gesucht wird, um die Wirklichkeit zu bewältigen. Im Rahmen der Sektion widmen wir uns der Analyse der (literarischen, politischen, medialen) Diskurse des Ausnahmezustands in Zeiten der Katastrophe, wie es die gegenwärtige Corona-Pandemie ist. Die Beiträge (literatur- und kulturwissenschaftlicher, soziologischer Provenienz) sollen Erscheinungsformen und Kontexte dieser Diskurse in Ausnahmezuständen der Gegenwart und Vergangenheit untersuchen.
Im Rahmen der Sektion soll untersucht werden, wie Krise im Sinne einer schwierigen, gefährlichen Lage in der Innen- und Außenwelt des Menschen reflektiert wird. Es geht um die Fragen, wie sich Krisenzustände in den sprachlichen Formen der Benennung und Beschreibung widerspiegeln und welche Reaktionen in der Innenwelt hervorgerufen werden. Wir gehen davon aus, dass kritische Situationen in der Sprache unter diesen zwei Aspekten betrachtet werden können. Die kritischen Situationen beeinflussen in der Gesellschaft eine objektive, bewertende und distanzierte Sicht, die sich auf systemgrammatischer, lexikalischer, aber auch kommunikativer Ebene beobachten lässt. Erwartet werden Beiträge, die sich sprachwissenschaftlich mit unterschiedlichen sprachlichen Aspekten gesellschaftlicher Krisen befassen, die bspw. von den Gefühlen der Bedrohung, Unsicherheit, Zukunftsängsten usw. geprägt werden, oder mit der Verbindung zwischen der sinnlichen Wahrnehmung der Krise und dem rationalen Denken, Verstand, Urteil usw. In der Innenwelt der Menschen spielen sich aber auch Prozesse ab, die auf die Wahrnehmung der Krise durch den Betroffenen zurückzuführen sind. Krise tritt als ein überraschendes Ereignis ein, und die Reaktionen darauf können sowohl schmerzhafte seelische Zustände hervorrufen als auch Normen und Werte in Frage stellen.
Im Bereich der Fremdsprachendidaktik geht es aus aktuellem Anlass vor allem um eine fachliche und fachpolitische Auseinandersetzung mit den Folgen der Corona-Krise und der Schulschließungen für den Fremdsprachenunterricht. Hierbei geht es insbesondere um die Fragen, wie digitale Instrumente didaktisch-methodisch sinnvoll in den Unterricht integriert werden. Ein Format im Bereich des hybriden Lernens ist das Blended Learning, d.h. die Aufteilung des Unterrichts in Präsenz- und Onlinephasen. Auch Onlinekurse können so aufgebaut werden, dass sie synchrone und asynchrone Lernphasen haben. Der didaktisch sinnvolle Einsatz von PCs, Notebooks, Tablets und interaktiven Whiteboards bedeutet für die Lehrenden eine effiziente Unterrichtsunterstützung, Zeitersparnis und Arbeitserleichterung. Die zunehmende Digitalisierung des Unterrichts stellt Lehrende und Lernende aber auch vor neue Herausforderungen. Kritiker befürchten sogar, dass in einem computergestützten Unterricht der Lehrende in den Hintergrund rückt und seine Rolle als Hauptakteur im Fremdsprachenunterricht verliert. Erwünscht sind Beiträge zur aktuellen Forschung, die Einblick in Möglichkeiten, Probleme und Entwicklungsperspektiven der digitalen Medien im Fremdsprachenunterricht ermöglichen. Denkbar sind auch Beiträge zu den Themen Förderung der Medienkompetenz, Einsatz digitaler Zusatzmaterialien und Apps. Es können auch problematische Aspekte ihres Einsatzes im DaF-Unterricht thematisiert werden.
Der globale Lockdown und die Quarantäne als Resultat der Corona-Krise haben auch die Forschung, Tätigkeit und das Leben der Übersetzerinnen/Übersetzer und Dolmetscherinnen/Dolmetscher wesentlich verändert. Man arbeitet nur noch im Homeoffice oder mit einer Mund-Nase-Schutzmaske, was oft zu Verständlichkeits- und Kommunikationsproblemen in der mehrsprachigen und multikulturellen Umgebung führen kann. Internationale Veranstaltungen, Konferenzen, Messen, Geschäftsreisen und Vorträge werden live abgesagt, das translatorische Tätigkeitsfeld verlagert sich in das World-Wide-Web. Obwohl Translatorinnen/Translatoren meistens in Krisensituationen vermitteln und eingesetzt werden (Corona-Impfkampagne, politische und wirtschaftliche Konflikte, Asylbewerbung, Gerichtsdolmetschen, Polizeiverhör, Behördengespräche, Dolmetschen und Übersetzen im medizinischen Bereich, Migrationspolitik, etc.), um die transkulturelle Kommunikation zu ermöglichen, ist die translatorische Tätigkeit in der letzten Zeit einerseits mit Umsatzeinbruch, Stress und Ungewissheit verbunden, anderseits aber auch mit neuen Chancen und Herausforderungen konfrontiert. Daher wird sich die translationswissenschaftliche Sektion mit der Interdisziplinarität der Translationswissenschaft in Theorie und Praxis befassen, wobei sie eine breite Palette von aktuellen translatorischen Fragen aus theoretischer, fachsprachiger, didaktischer, literarischer und praktischer Perspektive zu beleuchten versucht:
• Wie verändert die Corona-Krise den translatorischen Arbeitsalltag (Wissenschaft, Markt, Beruf)?
• Sprachbarrieren und terminologische Herausforderung für die erfolgreiche Bekämpfung der Corona-Pandemie.
• Kann man von neuen Ökosystemen beim Dolmetschen und Übersetzen sprechen?
• Was bedeutet der Einsatz von neuen Technologien beim Dolmetschen und Übersetzen (MS Teams, Zoom, Webinare, Dolmetschen bei Videokonferenzen)?
• Übersetzerinnen/Übersetzer und Dolmetscherinnen/Dolmetscher als Vermittler in der Krise – gestern, heute und morgen.
• Profile und berufliche Identität von Dolmetscherinnen/Dolmetschern und Übersetzerinnen/Übersetzer.
• Ausbildung von Übersetzerinnen/Übersetzern und Dolmetscherinnen/Dolmetschern in der virtuellen Umgebung und die daraus resultierenden Einschränkungen.
Die Sektion hat keinen vorgegebenen thematischen Schwerpunkt und besitzt somit einen offenen Charakter. Die Wissenschaftlerinnen/Wissenschaftler sind dazu eingeladen, primär aus ihrer aktuellen Forschung zu referieren, ganz gleich, ob sie am Anfang eines Forschungsvorhabens stehen oder aber das Projekt bald abgeschlossen sein wird. Thematisch können sich die Beiträge sowohl auf die inhaltlichen als auch auf die formalen Aspekte ausgewählter Beispiele aus der vorwiegend deutschsprachigen Sprach-, Literatur- und Kulturgeschichte und -wissenschaft beziehen. Komparatistische Zugänge sind ebenfalls willkommen. Mit dieser Sektion wird den Germanistinnen/Germanisten aus den Ländern Südosteuropas ein Raum für internationale und wissenschaftlich fundierte und profunde Diskussionen ihrer aktuellen Forschungsvorhaben und -projekte geboten.
Die Projektmesse ist als ein Forum für den wissenschaftlichen Austausch und die Förderung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den Kolleginnen/Kollegen aus dem SOE-Raum gedacht. Hier möchten wir eine Möglichkeit für alle schaffen, ihre bisherigen oder laufenden Projekte und insbesondere internationale Projekte anderen Kolleginnen/Kollegen vorzustellen, um eventuelle neue Projektpartnerinnen/Projektpartner an derzeit laufenden oder zukünftigen Projekten zu finden, oder sich einfach über verschiedene Erfahrungen auszutauschen, wodurch man sich gegenseitig mit hilfreichen Tipps helfen könnte.
Die Methodenmesse ist als eine selbstständige Sektion für Promovierende gedacht und wird von erfahrenen Kolleginnen/Kollegen betreut und geleitet. Für diese Sektion können sich alle Promovierende anmelden, die entweder auf der Suche nach einem Promotionsthema sind, oder bereits mit ihrer Forschung weiter sind und ihr Promotionsprojekt vor anderen Kolleginnen/Kollegen vorstellen möchten. Dadurch ergäbe sich für sie die Möglichkeit, über spannende Fragen oder Probleme in der Dissertation zu diskutieren. Das sollte den Austausch von Ideen, Methoden und Literaturempfehlungen unter den Promovierenden ermöglichen. Anmelden können sich alle Promovierenden aus dem SOEGV-Raum. Anmelden kann man sich entweder mit einem Dissertationsthema, das man in der Sektion vorstellt, oder nur mit dem Hinweis auf den Status eines/einer Doktoranden/in.